Digitalstrategie Stadt Luzern: zu kleine Schritte mit grossen Mängeln

Die Digitalstrategie fällt bei den Grünen der Stadt Luzern klar durch. Damit die angestrebte Vision – in 10 Jahren zu den wegweisenden Städten in Sachen Digitalisierung zu gehören – erreicht werden kann, sind bereits in den kommenden Jahren deutlich grössere Anstrengungen nötig. Den Grünen missfällt vor allem, dass in der ganzen Strategie die Menschen und deren Partizipation nahezu vergessen ging sowie die fehlende Innovation im Bereich der Mobilität.

Die Stadtluzerner Grünen haben mit einem Vorstoss das Thema initiiert – nun hat der Luzerns Stadtrat den Vorschlag für seine Digitalstrategie veröffentlicht.

Die geforderte Smart City bleibt schwammig und fällt in der geplanten Umsetzung mit bloss einer Car-App und einem Netzwerk extrem mager aus. Dabei wäre das Potential riesengross: radikale Ressourcenschonung und hohe Lebensqualität dank konsequentem Einsatz von neuen Technologien. Mit so wenig Innovation droht Luzern, zum Schlusslicht statt zur Leaderin zu werden und auch das wirtschaftliche Potential nicht auszuschöpfen.

Dazu der Grüne Grossstadtrat Marco Müller, der als Initiant einer smarten Stadt im Parlament die Digitalisierung vorantreibt:

«Wenn Luzern in Sachen Digitalisierung wegweisend werden will, müssen wir uns an Städten wie Zürich oder Wien orientieren.»

Marco Müller, Grossstadtrat Grüne und Initiant

Diese Städte sind wahre Innovationslaboratorien und verfügen über unzählige Kooperationen mit Start-ups. Sie entwickeln und erproben Zukunftsformen der integrierten öffentlichen Mobilität mit Hochdruck. Und vor allem erproben sie smarte Partizipation in engem Austausch mit der Bevölkerung und üben aktive Kooperationen mit Privatfirmen, welche Projekte im öffentlichen Raum lancieren wollen. Im Zentrum all dieser Projekte und Initiativen steht ein Mehrwert für die Bevölkerung, statt einfach bisherige analoge Prozesse neu digital abzuwickeln.

Eine gut geplante digitale Steuerung der bestehenden Strasseninfrastruktur schafft Platz für den öffentlichen Verkehr ohne teure Strassen-Ausbauten, «Köpfchen statt Beton» lautet hier das Motto. Oder eine Veloweg-App die aufzeigt, wie der sicherste und schnellste Veloweg von A nach B führt, am besten über die Stadtgrenzen hinaus (zum Beispiel von Kriens Teiggi nach Ebikon Bahnhof). Als Vorbild kann das finnische Start-Up «MaaS Global» betrachtet werden, welches in Helsinki mit seiner App «Whim» integrierte Mobilitätslösungen anbietet. Mit einer FlatRate (bestehend aus öV, Velos, Taxis und Mietautos) wird es Usern einfach gemacht, auf ihr eigenes Auto zu verzichten, ohne dabei Abstriche bei der Mobilität in Kauf zu nehmen.

Die Stadt Luzern hingegen überlässt Innovation den Privaten und fokussiert mit der vorliegenden Strategie stark auf die Stadtverwaltung und ihre IT.

«Der Stadtrat hat das Gefühl, mit WLAN an allen Standorten der Verwaltung, ein paar Apps und einem Chief Digital Officer eine smarte Stadt zu sein. Aber für die Top-Liga in der digitalen Transformation gibt dies bloss das Prädikat ungenügend», so Marco Müller.

Marco Müller, Grossstadtrat Grüne und Initiant

Die Luzerner Zeitung berichtete durch die Kritik der Grünen und durch Peter Delfosse, CEO von Axon Active: „Harsche Kritik an der Stadtluzerner Digitalstrategie: Für die „Smart City“ braucht es viel mehr.“ (11.02.2019)